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Georges Mandel-Mantello

Biographie

Ausstellung von Staatsbürgerschafts-Bescheinigungen

 

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Biographie

Der gebürtige Rumäne Georges Mandel-Mantello nahm 1939 die salvadorianische Staatsbürgerschaft an. Zunächst war der Textilfabrikant als Attaché an dem salvadorianischen Konsulat in Bukarest tätig. 1941 wurde er in die Schweiz versetzt. Er versuchte mit seinem Bruder vergeblich, die Vertreter der Schweizer Juden zu einer Hilfsaktion zugunsten von Naziopfern, zu bewegen. Ende 1941 fuhr Mandel-Mantello zur Abwicklung seiner Geschäfte nach Bukarest zurück. Nachdem El Salvador die Beziehungen zu Rumänien abgebrochen hatte, mußte er mit anderen Diplomaten das Land verlassen. Auf dem Rückweg wurde Mandel-Mantello in Fiume von der Gestapo verhaftet und verbrachte in Zagreb einige Monate in Haft. Mit Hilfe verschiedener Diplomaten gelang ihm die Flucht über Bukarest nach Genf. Dort wurde er im August 1942 zum Ersten Sekretär des Generalkonsulats von El Salvador ernannt.

 

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Ausstellung von Staatsbürgerschafts-Bescheinigungen

In Zusammenarbeit mit dem Generalkonsul El Salvadors in Genf, aber ohne Wissen von El Salvadors Regierung, stellte Mandel-Mantello Tausende Staatsbürgerschafts-Bescheinigungen an Juden in Holland, Belgien, Frankreich, Polen und der Tschechoslowakei aus. Im März 1944 gründete Mandel-Mantello mit anderen das "Schweizerische Hilfskomitee für die Juden in Ungarn" Mandel-Mantello war maßgeblich an der Verbreitung des Auschwitz-Berichtes beteiligt und informierte die Presse über die Ereignisse in Ungarn. Über Kuriere oder durch die Post wurden Staatsbürgerschafts- Bescheinigungen nach Ungarn gebracht. Mandel-Mantello knüpfte an die Ausstellung der Zertifikate keine Bedingungen. Ihm genügte der Name und das Geburtsdatum des Betreffenden. Die Schweiz hatte die Wahrnehmung der salvadorianischen Interessen übernommen und stellte die neuen Staatsbürger El Salvadors unter ihrem Schutz. Die Leitung einer gesonderten Abteilung zur Wahrnehmung der salvadorianischen Interessen unterlag bei Carl Lutz. Später übernahm auch Raoul Wallenberg den Schutz der salvadorianischen Staatsbürger.

Carl Lutz über Mandel-Mantellos Hilfsmaßnahmen:

"Anfangs beurteilten wir die Lage der salvadorianischen "Staatsangehörigen" sehr skeptisch. Es mußte ja jeder wissen, daß sie keine echten Staatsbürger sein konnten. Wir telegraphierten also nach Bern, gaben an, daß wir in eine äußerst schwierige Situation geraten würden und fragten, ob wir die Interessen solcher Personen ernstlich vertreten dürften. Uns wurde geantwortet, Präsident Roosevelt selbst habe um die Intervention gebeten. Es gelang uns dann unter außerordentlichen Schwierigkeiten die Anerkennung der Papiere bei den Ungarn durchzusetzen. Nun, seit wir wußten, daß das State Departement der Vereinigten Staaten hinter der Aktion stand, konnten wir natürlich schon anders auftreten. Wir ließen den über salvadorianische Zertifikate verfügenden Personen denselben Schutz angedeihen wie anderen Ausländern. In den Schutzbriefen wurde betont, die Personen und ihre Habe stünden unter schweizerischem Schutz; ihre Wohnungen versahen wir mit Warnungstafeln im gleichen Sinn. Ich weiß von etwa 5000 solchen Schutzbriefen in Ungarn, die die Betreffenden, soweit mir bekannt ist, völlig unentgeltlich erhielten. Andererseits ist mir aber auch bekannt, daß viele Schutzbriefe in Budapest gefälscht wurden, mit denen "ungarische Elemente" Handel trieben. Dies zu verhindern war nicht möglich. Die salvadorianischen Zertifikate sicherten den Betreffenden mehr Rechte als die mit Palästina- Zertifikaten bzw. mit Schweizerischen Schutzbriefen versehenen Personen genossen, da die letzteren ungarische Staatsangehörige blieben, wogegen die anderen salvadorianische Staatsangehörige geworden waren; so mußten sie keinen Stern tragen, wurden in ihrer Bewegungsfreiheit nicht beschränkt und auch ihr Besitz stand unter Schutz. Sie waren echte Ausländer geworden, die wir in vollem Maße beschützen konnten; sie waren also in einer viel vorteilhafteren Lage als die Besitzer von Palästina-Zertifikaten. Sogar die Pfeilkreuzler respektierten diese Dokumente; sie waren nämlich sehr daran interessiert, von der Schweiz anerkannt zu werden und deshalb - dem Prinzip der Gegenseitigkeit gehorchend - erkannten sie die salvadorianischen Pässe an. Das Berner Pol. Departement teilte mir mit, es sei in der Schweiz untersucht und festgestellt worden, daß für die Ausfolgung der Zertifikate niemand Geld verlangte oder angenommen habe. Ich schätze die Zahl der Personen, die in Ungarn mit El Salvador-Zertifikaten gerettet wurden, auf Zehntausende."

(Levai "Abscheu und Grauen", S. 429 f)

Georges Mandel-Mantello starb am 25. April 1992 im Alter von 90 Jahren in Rom.

 

 

 

 

 

 

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