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Nuntius Angelo Rotta und die Juden in Ungarn

Der Vatikan und der Nationalsozialismus

Angelo Rotta

Proteste Rottas gegen Maßnahmen gegen Juden

Schutz für Juden

 

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Der Vatikan und der Nationalsozialismus

Das Verhalten der katholischen Kirche im Nationalsozialismus, namentlich des Papstes Pius XII., wurde nach dem Dritten Reich sehr kritisiert. Bereits am 20.7.1933 wurde zwischen dem nationalsozialistischen Deutschen Reich und dem Vatikan ein Reichskonkordat abgeschlossen. Dieses trug zur Anerkennung von Hitlers Politik im In- und Ausland bei. Unterzeichnet wurde es für den Vatikan von Eugenio Pacelli, jenem späteren Papst Pius XII. Trotz offenkundiger Verstöße Hitlers gegen den Vertrag wurde das Konkordat nicht aufgehoben.

Bereits 1941 erfuhr der Vatikan von Deportationen von Juden. Im Oktober 1943 wurden die Juden aus Rom deportiert - ohne öffentliche Reaktion des Papstes. Im April 1944 erhielt der Vatikan den Auschwitz-Bericht. Wie verhielt sich der Papst angesichts der ihm bekannten Deportationen ungarischer Juden nach Auschwitz? Päpstlicher Nuntius in Budapest war Angelo Rotta.

 

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Angelo Rotta

Angelo Rotta, geboren am 9. August 1872 in Mailand, wurde 1895 zum Priester geweiht. Die Ernennung zum Titular-Erzbischof von Theben in Griechenland erfolgte im Oktober 1922. Im selben Jahr wurde er zum Bischof geweiht. Seit Mai 1930 war Angelo Rotta päpstlicher Nuntius und Doyen des Diplomatischen Korps in Budapest.

 

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Proteste Rottas gegen Maßnahmen gegen Juden

Bereits am 23.3.1944 bat Monsignore Rotta den Ministerpräsidenten dringend um eine Aussprache. In den folgenden Monaten protestierte Rotta auf Anweisung des Vatikans viele Male gegen die erbarmungslosen Maßnahmen gegen die Juden. Am 24. März empfahl er der ungarischen Regierung Mäßigung gegenüber ihrer Haltung zu den Juden. Kurz darauf wies er den Außenminister auf die Unmenschlichkeit der getroffenen Anordnungen hin.

Mehrmals versuchte Rotta den Ministerpräsidenten in persönlichen Gesprächen zur Einsicht zu bringen. Am 24. April suchte Rotta den Sonderbotschafter Arnóthy-Jungerth auf und übermittelte ihm, daß der "Heilige Vater die Ereignisse tief bedauere, weil er daraus erkenne, daß auch Ungarn, das immer so stolz darauf war, daß es zu den christlichen Nationen zählt, einen Weg einschlug, der es mit der Lehre des Evangeliums in Konflikt bringt."

Am 15. Mai wurde der ungarischen Regierung die bedeutendste Protestnote vorgelegt. Rotta erklärte darin, daß die ganze Welt wisse, was die Deportationen in Wirklichkeit bedeuten. Dieses war die erste offizielle Protestnote eines Vertreters des Heiligen Stuhls gegen die Deportationen.

Bei einem Treffen mit Sztójay am 6. Juli hielt Rotta sich mit Worten nicht zurück. Er nannte die Behandlung der Juden durch die ungarische Regierung "abscheulich" und "ehrlos".

 

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Schutz für Juden

Nach Raoul Wallenbergs Ankunft ließ Rotta die Taufe als Voraussetzung für Hilfe fallen. Rotta erhielt von der ungarischen Regierung die Erlaubnis, Schutzpapiere zu verteilen und unter päpstlichen Schutz stehende Häuser einzurichten. Bis zu 3000 Juden fanden darin Unterkunft. Insgesamt standen 25 Häuser und religiöse Institutionen unter seinem Schutz.

Nachdem die Pfeilkreuzler im Oktober die Macht übernommen hatten, protestierte Rotta abermals zugunsten der Juden. Viele seiner Hilfsversuche erfolgten gemeinsam mit Raoul Wallenberg und den anderen neutralen Diplomaten.

Rotta unterstützte das Rote Kreuz bei der Hilfeleistung beim Todesmarsch. So wurden von ihm unterzeichnete Blanko-Schutzpässe an einen Rotkreuz-Mitarbeiter übergeben.

Im April 1945 verließ Angelo Rotta auf Anweisung der Russen Ungarn. Angelo Rotta starb am 1. Februar 1965 in Rom.

 

 

 

 

 

 

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