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Internationales Komitee des Roten Kreuz
Das Internationale Rote Kreuz
De Bavier wird Delegierter in Budapest
IKRK hemmt Bemühungen
Der neue Delegierte: Friedrich Born
Richtungswechsel des IKRK
Rettungstätigkeit Borns
Friedrich Born nach der Befreiung Budapests
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Das Internationale Rote Kreuz
Es gab eine internationale Organisation, von der Hilfe zu erwarten war. Das Rote Kreuz, ein Symbol der Hilfe für Bedürftige, wurde 1944 zum 2. Mal mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Ende Januar 1919 wurde eine permanente Mission des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes (IKRK) in Budapest eingerichtet.
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De Bavier wird Delegierter in Budapest
Im Oktober 1943 wurde eine IKRK-Delegation in Ungarn eröffnet. Delegierter war zunächst Jean de Bavier. Dieser konnte nützliche Kontakte knüpfen und erfüllte seine Aufgabe mit Elan. Die Bedingungen für eine wirksame Tätigkeit waren günstig. Aber er mußte auf die Instruktionen aus Genf achten, die ihm die Hände banden. Er unterlag folgender Regelung: Der Delegierte hatte sich genau an die Instruktionen des IKRK zu halten, hatte sich in seinen Aussagen und Handlungen streng neutral zu verhalten und keine politischen oder religiösen Erklärungen abzugeben.
De Bavier erkannte die Gefahr, die auf die Juden zukam. Am 18.2.1944 sandte er dem IKRK folgenden Bericht:
"(...) Das Risiko besteht, daß ein sehr schwieriges Problem auf uns zukommt, wenn das Land von den Deutschen besetzt wird. Ich meine, was mit den 800 000 in Ungarn lebenden Juden geschehen könnte. Angesichts der Ereignisse in Deutschland und in den besetzten Gebieten muß ich von Ihnen dringend wissen, welcher Schutz diesen Leuten zu gewähren ist, um sie vor dem drohenden Unheil zu retten. Ich wäre Ihnen für alle diesbezüglichen Instruktionen dankbar, damit für diese Leute etwas getan werden kann und sie nicht im Stich gelassen werden."
(Ben-Tov, S. 112)
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IKRK hemmt Bemühungen
Das IKRK unterschied zwischen Juden mit fremder Staatsangehörigkeit und ungarischen Juden. Die ausländischen Juden wären als Zivilinternierte zu betrachten. Aus rechtlichen Gründen könne für ungarische Juden nichts getan werden, dies wäre eine innere Angelegenheit Ungarns. Am 27. März schlug de Bavier vor, daß der Präsident des IKRK, Max Huber, direkt mit Hitler Kontakt aufnehmen und zugunsten der ungarischen Juden intervenieren solle. Am 30. März erfolgte eine Antwort des IKRK auf den Vorschlag:
"Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat Ihren Brief Nr. 56 vom 18. Februar erhalten und prüft nun mit aller Sorgfalt die aufgeworfenen Fragen. Sie werden zum geeigneten Zeitpunkt entsprechende ad hoc Instruktionen erhalten. Das Komitee bittet Sie bis dann, keine Schritte zu unternehmen und äußerste Zurückhaltung in den fraglichen Bereichen zu üben. Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz hat auch, durch die Gesandtschaft und das (Eidgenössische Politische) Departement Ihre Meldung betreffend oben genannten Brief erhalten, in dem Sie vorschlagen, daß von Herrn Huber etwas unternommen werden sollte. Das Komitee besteht darauf, daß Sie diese Idee völlig fallen lassen, bis Sie weiteres dazu aus Genf erfahren. Sie werden ebenfalls gebeten, von eigenen Initiativen Abstand zu nehmen und auch Äußerungen zu dieser Angelegenheit zu unterlassen. Sie werden wahrscheinlich in den nächsten Tagen von einem Sondergesandten aus Genf Besuch erhalten; bitte informieren Sie ihn über Ihre Arbeit und über die Fragen, die Ihnen besonders wichtig erscheinen. (...) Das Komitee wünscht (...) Ihre Rückkehr nach Genf unmittelbar nach Ankunft des oben genannten Gesandten, der während Ihrer Abwesenheit Ihre Pflichten übernehmen wird. Das Internationale Komitee ist der Meinung, daß Mme de Bavier Sie nach Genf begleiten sollte. Das Komitee bittet Sie, alle nötigen Vorkehrungen zu treffen, aber nicht über Ihre Rückkehr zu sprechen, bis Sie darüber weiters hören."
(Brief von Picet (Leiter des IKRK-Sekretariats), an de Bavier (30.3.1944), Ben-Tov, S. 122f)
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Der neue Delegierte: Friedrich Born
Am 10.5.1944 ersetzte Friedrich Born den vorigen IKRK-Delegierten de Bavier. Born, geboren am 10.6.1903 in Langenthal (Bern), lebte früher bereits in Budapest, wo er im Handel tätig war. Er kam offiziell zunächst in seiner Funktion als Direktor des Bundesamtes für Außenhandelsförderung nach Budapest. Sein Vertrag für das IKRK galt anfangs für die Dauer von zwei Monaten. Wiederholt bat Born das IKRK um Erweiterung seiner Hilfsmöglichkeit:
"Ich kann hier nicht ruhig sitzen, während Juden Tag für Tag in ihren Tod geschickt werden - bitte tun Sie etwas um sie zu retten. Ich möchte retten, ich möchte intervenieren."
Am 10.6. beklagte Born in einem Brief an Max Huber seine Einengung, daß er nichts gegen die "außerordentlich strenge Durchführung der ungarischen antijüdischen Gesetze" unternehmen dürfe:
"Der Gedanke, diesen traurigsten Vorkommnissen hilflos und unvermögend gegenüberzustehen, ist wiederum fast untragbar."
(Ben-Tov, S. 161)
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Richtungswechsel des IKRK
Nachdem das IKRK in dem Besitz des Auschwitz-Berichtes gekommen war, änderte sich seine Haltung. Ebenso wie bereits der Papst und der schwedische König, forderte am 7.7.1944 auch das IKRK die Einstellung der Deportationen. Max Huber richtete folgenden Brief an Admiral Horthy:
"Gestatten Euer Durchlaucht, daß ich mich im Namen der Institution, der ich nun seit zwei Jahrzehnten angehöre, und auch in meinem eigenen Namen an Sie wende.
Von allen Seiten der Welt gelangt man an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz mit Anfragen, Mitteilungen, Protesten, die sich auf die angeblich gegen die ungarischen Juden ergriffenen Zwangsmaßnahmen beziehen. Wir sind nicht in der Lage, diesem Ansturm zu begegnen, da wir über keinerlei für uns überprüfbare Tatbestände verfügen. Was uns zur Kenntnis gebracht wird, scheint so sehr der ritterlichen Überlieferung des großen ungarischen Volkes zu widersprechen, daß es uns fast unmöglich erscheint, auch nur dem kleinsten Teil der uns übermittelten Nachrichten Glauben zu schenken.
Im Namen des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz möchte ich Euer Durchlaucht bitten, Weisungen erteilen zu lassen, die uns in die Lage versetzen, Gerüchten und Anschuldigungen entgegentreten zu können. Zugleich möchten wir im Namen der von uns stets vertretenen Prinzipien und der großen humanen Überlieferung Ungarns die königlich-ungarische Regierung beschwören, all dasjenige zu vermeiden, was dazu beitragen kann, auch den leisesten Anlaß zur Bildung solch ungeheuerlicher Nachrichten zu geben."
Horthy antwortete Max Huber am 12. August und beendete den Brief mit folgender Bemerkung:
"Leider fehlte die Möglichkeit, unmenschliche Akte zu verhindern, die niemand schärfer verurteilt, als meine ritterlich denkende und fühlende Rasse.
Ich beauftragte die ungarische Regierung, das Ordnen der Judenfrage in Budapest selbst in die Hand zu nehmen.
Hoffentlich wird diese erfolgte Deklaration zu keinen schweren Komplikationen führen."
(Ben-Tov , S. 191 und S. 209)
Friedrich Born bemühte sich den Juden zur Hilfe zu kommen. Er rekrutierte Juden für die Arbeit seiner Delegation und erreichte, daß diese nicht mehr den Stern tragen mußten. Etwa 3000 Personen arbeiteten für Friedrich Born.
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Rettungstätigkeit Borns
Friedrich Born übernahm oft von sich aus die Initiative, ohne sich zuvor mit dem IKRK abzusprechen, berichtete diesem dann aber über seine Tätigkeit.
Born unterstützte den Aufbau von Spitälern, Waisenhäusern und Volksküchen und beaufsichtigte sie. Er richtete kurz vor dem Putsch Kinderheime ein, die er unter den Schutz des IKRK stellte. Friedrich Born wurde vom IKRK befugt, Schutzpapiere nach schwedischem Vorbild auszustellen. Diese waren bei der Delegation registriert und numeriert und enthielten ein Foto des Inhabers. Nach einer Verlautbarung vom 29. Oktober wurden diese von Ungarn anerkannt. Etwa 15.000 solcher Schutzbriefe wurden von Born ausgestellt. Davon ein großer Teil während der Todesmärsche. Nach Errichtung des Allgemeinen Ghettos bezog Born dort ein Büro.
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Friedrich Born nach der Befreiung Budapests
Bis Januar 1945 war Friedrich Born Delegierter in Budapest. Er wollte in Budapest bleiben. Auf Befehl der Russen mußte er jedoch das Land verlassen.
Am 9. September 1945 verließ Born das IKRK.
Friedrich Born starb 1963, ohne seinen Kindern über seine Rettungstätigkeit erzählt zu haben. Born wurde am 5.6.1987 von Yad Vashem zum "Gerechten unter den Völkern" ernannt.
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