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Zusammenarbeit mit Carl Lutz

Die Rettung der Juden in der Synagoge an der Dohánystraße

Das Internationale Ghetto

 

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Die Rettung der Juden in der Synagoge an der Dohánystraße

Am 15.10.1944, dem Tag an dem die Pfeilkreuzler an die Macht kamen, wurden etwa 6000 Juden zusammengetrieben und in die großen Synagogen in der Dohánystraße und der Rumbach-Sebestyen-Straße gebracht. Dort wurden die Juden ohne Essen und Wasser gefangengehalten. Unter ihnen befand sich auch der Chef-Rabbiner Ferenc Hevesi, sowie Ernö Bródy, ein führendes Mitglied der jüdischen Gemeinde. Einem Jugendlichen gelang es schließlich am 17.10. unbemerkt zu entkommen. Er bat telefonisch Wallenberg um Hilfe. Dieser verständigte sofort den Schweizer Vizekonsul Carl Lutz. Gemeinsam fuhren beide zur Synagoge in der Dohánystraße. Die bewaffneten Pfeilkreuzler ließen beide in die Synagoge eintreten. In der qualvollen Enge waren einige Juden gestorben. Raoul Wallenberg stieg auf den Altar, und fragte in die Menge, ob jemand einen schwedischen Schutzpass habe. Denjenigen befahl er, sich ordentlich in eine Reihe zu stellen. Ebenso ging Carl Lutz vor. Den Pfeilkreuzlern sagte Wallenberg:

"Dies sind schwedische Staatsbürger. Sie haben kein Recht sie festzuhalten. Ich befehle Ihnen, sie freizulassen."

Die Pfeilkreuzler waren von Wallenbergs selbstsicherem Auftreten und von den Schutzpässen derart beeindruckt, daß sie Wallenberg und Lutz ungehindert mit ihren "schwedischen" und "Schweizer" Bürgern die Synagoge verlassen ließen. Hunderte Juden konnten so befreit werden. Nach gemeinsamen Protest von Nuntius Angelo Rotta und Vertretern der neutralen Länder konnte auch die Freilassung der übrigen Juden erreicht werden.

(Anmerkung: Gefolgt wurde der Darstellung von Werbell/Clarke, S. 65 f und Smith, S. 85 f,. Smith gibt allerdings an, daß die Gefangennahme am 17. 10. erfolgte. Lester (S. 105) und Nicholson/Winner (S. 40) ordnen die Rettung ebenso einige Tage nach dem Pfeilkreuzlerputsch ein. Das gleiche dürfte von Braham gelten ("Politics of Genocide", S. 832), der jedoch kein Datum nennt. Von anderen Autoren wird vertreten, daß die Gefangennahme der Juden und ihre Befreiung durch Wallenberg und Lutz erst Anfang November stattfand. (so: Rosenfeld, S. 53f, Levai "Wallenberg", S. 103 f)

 

 

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Das Internationale Ghetto

Die Zusammenarbeit zwischen Wallenberg und Carl Lutz, dem Schweizer Vizekonsul, wurde im Oktober stark erweitert. Das ungarische Außenministerium wurde ständig von Anrufen, Protestnoten und Besuchen eingedeckt. Veesenmayer beschrieb die Reaktion Szálasis:

"Alsdann berichtete Szálasi eingehend über die Judenfrage und die laufenden, vom Nuntius, den Schweden und den Schweizern durchgeführten Interventionen. Er habe diese nunmehr satt, werde am 17. alle Interessenten nochmals zu einer abschließenden Besprechung zusammenrufen und ihnen bei dieser Gelegenheit klar machen, daß er nicht geneigt sei, über die gewährten Konzessionen hinaus weiteres Entgegenkommen zu zeigen."

(Telegramm von Veesenmayer an das AA (15.11.1944), Braham "Destruction", Doc. 333)

Am 7.11.1944 ordnete Ferenczy an, daß die geschützten Juden bis zum 10.11. in die Gebäude in der Umgebung der schwedischen Schutzhäuser einziehen müßten. Nach Intervention von Wallenberg und Lutz wurde diese Frist verlängert. Den Umzug nutzten die Pfeilkreuzler, indem sie Juden ausraubten. In den Häusern, die Schweden zugewiesen waren, befanden sich offiziell 4500 Juden. Da aber eine weit höhere Zahl von Schutzpässen verteilt worden war, bemühte sich Wallenberg erfolgreich um weitere Häuser. Das Gebiet mit den geschützten Häusern wurde zum Internationalen Ghetto.

 

 

 

 

 

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