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Raoul Wallenberg in Budapest

Eintreffen in Budapest

Der schwedische Schutzpass

Bis Abreise steht der Obengenannte und seine Wohnung unter dem Schutz der Kgl. Schwedischen Gesandtschaft in Budapest.

Anerkennung der Schutzpässe

Verteilung der Schutzpässe

 

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Eintreffen in Budapest

Am 9. Juli 1944 traf Raoul Wallenberg in Budapest ein. Der schwedische Diplomat Per Anger schilderte die Ankunft Wallenbergs so:

"Er trug zwei Rucksäcke, einen Schlafsack, einen Mantel und einen Revolver. "Den Revolver habe ich nur, um mir Mut zu machen.", äußerte sich Wallenberg. "Ich hoffe, ich werde ihn nie benutzen müssen. Aber nun bin ich in Eile Arbeit zu bekommen. Ich habe deine Berichte gelesen, aber kannst du mich auf den neusten Stand bringen?""

(Anger, S. 50)

Die schwedische Gesandtschaft auf dem Gellértberg hatte 650 Pässe an Juden vergeben, die eine enge geschäftliche oder verwandtschaftliche Verbindung nach Schweden hatten. Juden mit diesen Ausweisen waren von den antijüdischen Gesetzen ausgenommen.

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Der schwedische Schutzpass

Raoul Wallenberg bezog ein Büro in der Gesandtschaftsabteilung B.

In einem Bericht an das schwedische Außenministerium erläuterte Wallenberg am 29.7.1944 seine Vorgehensweise und unterbreitete Vorschläge:

"In einer Weise muß die Mehrzahl der Juden aus ihrer Apathie gegenüber ihrem eigenen Schicksal geweckt werden. Andererseits hat die Apathie dieser Leute sich seit meinem letzten Bericht merklich verändert. Es ist notwendig, unter den Juden das Gefühl zu beseitigen, sie seien vergessen. Die Botschaft des Königs war in dieser Sicht unschätzbar. (...) Allein die Tatsache, daß die schwedische und Schweizer Gesandtschaft jüdische Klienten empfängt, ihnen zuhört und sie registriert, bewirkt nicht nur unter den interessierten Juden eine Wiederbelebung, sondern auch unter denen, welche bereit sind, ihnen zu helfen. Eine kleine Anzahl von Repatriierungen, die erfolgreiche Errichtung eines Rot-Kreuz-Lagers oder finanzielle Hilfe, würde nach meiner Ansicht die bedeutendsten Konsequenzen für die Wiederherstellung von Hoffnung in dem Geist von hunderttausend jüdischen Menschen haben und deren Instinkt zur Selbsterhaltung wiederherstellen, der zur Zeit gelähmt wurde.

In diesem Zusammenhang muß ich ein paar Worte zu der Propaganda der Alliierten sagen. Die angelsächsischen Rundfunksendungen werden von vielen Seiten kritisiert, da sie voll mit Gesprächen von Rache und Drohungen sind, anstatt Hilfe oder Vergebung anzubieten, oder darauf hinzuweisen, wie man eine alternative Politik ausführen kann. Die russische Propaganda, die voll von Liebe und Frieden und breiten Strecken von Vergebung ist, wird als konstruktiver angesehen.

Wenn die Alliierten letztendlich den Leuten, die den Juden in dieser Zeit helfen, Versprechungen geben, daß Hilfe kommt, dann, so glaube ich, würde ihre Propaganda noch effektiver sein. (...)

Es ist gut bekannt, daß die ausländische Presse bedeutsam zur Linderung der hiesigen Lage beiträgt, so daß weitere Öffentlichkeit wünschenswert wäre. (...)"

(Levai "Wallenberg" S. 66 ff)

Wallenberg entwarf ein neues Schutzpapier und zeigte dies dem schwedischen Gesandten Carl Ivar Danielsson. Der Schutzpass war aufwendig gestaltet, die Architektenausbildung in Zeichnen und Design kam Wallenberg zugute. Der Paß, der ab August ausgegeben wurde, enthielt folgende Aufschrift (in deutsch und ungarisch):

"Die Kgl. Schwedische Gesandtschaft in Budapest bestätigt, dass der Obengenannte im Rahmen der - von dem Kgl. Schwedischen Aussenministerium autorisierten - Repatriierung nach Schweden reisen wird. Der Betreffende ist auch in einen Kollektivpass eingetragen.

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Bis Abreise steht der Obengenannte und seine Wohnung unter dem Schutz der Kgl. Schwedischen Gesandtschaft in Budapest.

Gültigkeit erlischt 14 Tage nach Einreise nach Schweden.

Reiseberechtigung nur gemeinsam mit dem Kollektivpass. Einreisevisum wird nur in dem Kollektivpass eingetragen."

Jeder Schutzpass enthielt ein Foto des Inhabers, sowie die Unterschrift des schwedischen Gesandten Danielsson.

 

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Anerkennung der Schutzpässe

Bei einem Treffen mit Horthy erklärte Wallenberg die Funktion der Schutzpässe. Am 3.8.1944 sprach er mit dem Polizeichef László Ferenczy. Dieser war über die Schutzpässe erfreut, da er sich davon versprach, daß die Inhaber der Pässe Ungarn verlassen würden, um nach Schweden zu gelangen. Mitte August erhielt Wallenberg die Genehmigung vom Außenministerium, 4500 solcher Schutzpässe zu verteilen.

 

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Verteilung der Schutzpässe

Innerhalb eines Monats arbeiteten 40 Personen für die Vergabe der Schutzpässe. Jeder der eine familiäre oder geschäftliche Verbindung nach Schweden hatte, konnte einen Paß erhalten. Diese Einschränkung mußte gemacht werden, da eine offene und unbegrenzte Vergabe die Pässe wertlos gemacht hätte. Ein Paß sollte für die ganze Familie gelten. Um eine Verbindung nach Schweden nachweisen zu können, schrieben Juden an ihnen unbekannte Personen in Schweden. Einige sollen die Adressen Telefonbüchern entnommen haben. Die Nachfrage nach schwedischen Telefonbüchern sei in der Hauptpost nicht unbemerkt geblieben, schließlich seien sie entfernt worden.

Die Verteilung solcher schützenden Papiere sprach sich schnell unter den Juden herum. Die schwedische Gesandtschaft war daher stets von einer Menschenmenge umlagert. Wallenbergs Abteilung wurde deswegen mehrfach verlegt. Die Zahl seiner Mitarbeiter erhöhte sich im Laufe der Zeit auf bis zu 400. Dabei handelte es sich größtenteils um Juden. Wallenberg erreichte, daß diese von zahlreichen Sondervorschriften ausgenommen wurden. Sie mußten z.B. keinen gelben Stern tragen. Allein bis zum 15. Oktober bewarben sich etwa 8000 Juden um einen schwedischen Schutzpass, über 3500 Pässe wurden ausgestellt. Die Zahl der ausgestellten Schutzpässe erhöhte sich im November auf über 8000.

 

 

 

 

 

 

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